Kein Klagelied über Krebs & HPV, sondern mein Neuanfang.
- Alexandra Liberti
- 10. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Kein Klagelied, kein Selbstmitleid und kein Jammern.
Kein Klagelied, kein Selbstmitleid und kein Jammern, das waren meine Treiber und mein Antrieb. Mit diesem Lied haben wir uns oft aufgeheitert und hören es heute immer noch:
War es schwer, Ja!
Hab ich es mir ausgesucht? Nein!
Bin ich ein Opfer von Krebs? Nein, ich bin lebendig.
Bringt mein Klagelied was? Na klar, aber dosiert.
War es Verdrängung? Für mich nicht.
Hab ich den Krebs angenommen? Nein, niemals. Ich habe mein Schicksal angenommen.
Es gibt diese Augenblicke, in denen das Leben kurz innehält. Für mich war es die Diagnose: Gebärmutterhalskrebs durch HPV. Keine lange Vorgeschichte, kein „rantasten“. Nur eine einzige, harte Diagnose am Telefon mit meiner Ärztin, die plötzlich zwischen mir und meinem Leben stand. Für einen Moment wurde alles still, wie nach einem Blitzschlag neben an, es war kurz vor einem Event. Es war "bescheiden" um es milde auszudrücken:
"Sie haben ein Karzinom, das kann man nicht verschieben."
Akzeptanz, kein Aufgeben, sondern ein Anfang
Am Anfang war da nur der Schock. Die Frage „Warum ich?“ klopfte täglich an, manchmal stürmisch, manchmal leise. Aber irgendwann beschloss ich, dieser Frage nicht mehr zu öffnen. Stattdessen stellte ich eine neue: „Was kann ich jetzt tun?“
Akzeptanz bedeutete für mich nicht, mich kampflos zu ergeben. Es war eher, als würde ich das Steuer meines Lebens wieder selbst in die Hand nehmen (müssen). Ich akzeptierte die Situation, soweit mir das möglich war, um sie verändern zu können, Schritt für Schritt.
Die Zerreißprobe zwischen Tod und Leben
Krebsdiagnosen sind wie ein Doppeltor: Hinter einer Tür liegt die Angst, hinter der anderen die Hoffnung. Du stehst dazwischen, und beide ziehen an dir. Es gab Tage, an denen die Gedanken dunkel wurden, an denen das Wort „Ende“ zu nah schien. Aber dazwischen blitzte immer wieder dieses andere Gefühl auf: die leise, fast trotzig wirkende Gewissheit, dass ich leben will. Nicht nur irgendwie, sondern ohne Ballast auf meiner Seele.
Genau in dieser Spannung habe ich gemerkt, wie wertvoll Lebenszeit ist. Plötzlich misst man nicht mehr in Jahren oder Monaten, sondern in Momenten. In Sonnenaufgängen, Gesprächen, Lachen.
Der Blick nach vorn
Ich habe beschlossen, nicht zurückzuschauen. Kein endloses Grübeln über verpasste Vorsorgeuntersuchungen, keine Wut auf verpasste Chancen. Stattdessen nahm ich die Dinge selbst in die Hand: Termine, Behandlungen, Informationen. Jeder Schritt war eine Entscheidung, für das Leben.
Der Auslöser für einen radikalen Lebenswandel
Diese Diagnose war ein Weckruf. Sie hat mir klar gemacht, dass Lebenszeit das eigentliche Guthaben ist und dass wir oft so tun, als hätten wir unendlich viel davon.
Also haben wir unser Leben verändert. Wir haben Ballast abgeworfen, Besitz reduziert, Prioritäten neu sortiert. Aus diesem Neuanfang entstand unser Projekt Mikroabenteuer & Meilensteine. Eine Lebensphilosophie, die nicht auf „später mal“ wartet, sondern das JETZT ansteuert.
Gespräche, die tragen
Ich habe gelernt, ehrlich zu sprechen, mit meinem Partner, mit Freunden, mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Diese Gespräche waren wie Brücken über reißende Flüsse. Manchmal war es nur ein Satz, manchmal ein Schweigen, das alles sagte.
Gesundheit neu denken
Gesundheit ist für mich heute mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit.
Es ist Bewegung, Zeit in der Natur, gutes Essen, weniger Stress, nicht als Pflicht, sondern als Geschenk. Keine starre Liste, sondern ein Lebensgefühl.
Vom Schock zur Inspiration
Ich hätte in dieser Diagnose nur Verlust sehen können. Stattdessen wurde sie zu einem Wendepunkt. Heute ist mein Leben voller als zuvor, voller Natur, Abenteuer und kleiner Momente, die ich bewusster erlebe als je zuvor.
HPV, der unsichtbare Auslöser
In meinem Fall war es der humane Papillomavirus, kurz HPV. Er ist weit verbreitet, verläuft oft unbemerkt, verschwindet manchmal von selbst und kann doch in seltenen Fällen Krebs auslösen.
Vorsorge ist kein Tabu aber in Deutschland ein Problem
Und hier muss ich ehrlich sein: Die Vorsorge in Deutschland ist in diesem Bereich erschreckend schlecht. Kein Arzt hat mich je auf die HPV-Impfung hingewiesen. Niemand hat mir erklärt, wie wichtig regelmäßige Kontrollen sind, um so eine Diagnose vielleicht zu verhindern.
Darum sprechen wir heute offen darüber, besonders mit jungen Menschen und vor allem mit Mädels. Wir wollen, dass jede weiß: Es gibt eine Impfung. Es gibt Vorsorge. Es gibt Wege, das Risiko drastisch zu senken.
Mit Mikroabenteuer & Meilensteine wollen wir Menschen nicht nur inspirieren, ihre Zeit bewusst zu leben, sondern auch dazu ermutigen, ihre Gesundheit aktiv zu schützen. Denn Abenteuer beginnen nicht erst draußen in der Natur – manchmal beginnen sie mit einem einzigen, mutigen Schritt zu mehr Selbstfürsorge.
Heute bin ich wieder gesund und freue mich über die gewonne Lebenszeit.
Ich wünsche euch allen Gesundheit und viel Lebensfreude.
Alex.
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